Der Heilende Heinrich

Unterwegs zu Pferd bei Donner und Regen, streift er durchs Land und bringt seinen Segen. Er ist bekannt bei jeder Menschenseele, drum schallt es laut aus jeder Kehle:

“Schaut her, Heinrich kommt uns besuchen.” Er hilft den Guten, lässt die Bösen fluchen. In allen Dörfern ein gern gesehener Gast. In Schenken ruhend, zur wohlverdienten Rast.

Doch manchmal ist die Schenke auch ein Tollhaus. Da lässt selbst der Pfarrer mal die Sau raus. Unvergessen, das große Saufgelage. Wurde den Dörflern schon etwas zur Plage.

Wer vom Kirchturm kotzt mitten in der Nacht, macht ordentlich Lärm, dass es nur so kracht. Die ganze Nachbarschaft wird unsanft geweckt, wenn man torkelnd die Schafsherde verschreckt.

Doch unser Heinrich besänftigt ein Jeden. Selbst bei Kirchenmessen schwingt er seine Reden. Mit wohlgewählten Worten im feinen Zwirn bietet er aufgebrachten Bauern die Stirn.

Doch er verbleibt nie lang an einem Ort. Die Aufgaben seines Herrn schicken ihn fort. Er sattelt sein Ross und reitet ungestüm los, in die falsche Richtung. Die Verwirrung scheint groß.

Da muss man Geduld haben mit unserem Heinrich. Sein Orientierungssinn ist schon ein bisschen peinlich. Hinter der ersten Baumreihe steht er verloren im Wald. Ei, wo ging es denn lang? Es wird bald dunkel und kalt.

Zum Glück ist es nicht weit. Die Wege kurz. Drum hört man sie bald rufen, andernorts. “Der heilende Heinrich ist wieder im Lande.” Tugendhaft und hilfsbereit bei jeder Tante.

Dem bedürftigen Bettler in größter Not gibt er festes Schuhwerk und etwas Brot. Beim Vogt trifft er den richtigen Ton. Verschafft den Geflüchteten Arbeit und Lohn.

In bester Gesellschaft vergnügt er sich im Badehaus. Zieht den Dirnen beim Würfeln die Kleider aus. Feiert die ganze Nacht bei besten Wein. Hach, das Leben kann so schön sein.

Der romantische Heinrich ist wieder im Lande. Verdreht die Köpfe aller Damen am Wegesrande. Verführt Herrin Stephanie, oder war’s andersrum? Wen interessiert’s am Ende, sei’s drum.

Sie im Arm zu halten, mit ihren Wangen zu schmusen. Die Wärme spüren von ihrem Busen. Den sinnlichen Nektar von ihren Lippen saugen, macht alles vergessen. Das kannst du mir glauben.

Den Manne gestärkt, voller Tatendrang, zieht er aus in die Welt, reitet stundenlang. Der rettende Heinrich ist wieder im Lande. Sorgt für Recht und Ordnung mit Kunos Bande.

Doch, oh Hilfe, das Kämpfen Anderen zum Schutz macht die Rüstung so dreckig, soviel Schmutz. So wird er magisch angezogen, wie im Sog, von jeden Wasserbehältnis, jedem Trog.

Er schmeißt sich direkt überall rein. Den Dreck muss er unbedingt los sein. Da muss man Geduld haben mit unserem Heinrich. Er ist schon bisschen sehr reinlich.


Dies ist eine Ode an das Let’s Play von Maestro zu dem Computerspiel “Kingdom Come: Deliverance”. Der Ausdruck “Heilender Heinrich” stammt von ihm. Er hat in einer Folge dazu aufgerufen, etwas für ihn zu dichten, und ich habe mich mal nicht lumpen lassen. Das Gedicht enthält einige Seitenhiebe auf seine Spielweise, die man als Außenstehender wohl nicht so ganz nachvollziehen kann. Ich hoffe, man kann sich dennoch daran erfreuen.